Betrachtung Ostern 2024

 

 

Von Weihbischof Dompropst Dr. Reinhard Hauke

Beauftragter der Deutschen Bischofskonferenz für die Vertriebenen- und Aussiedlerseelsorge

 

 

Emmaus – Gemälde von Gebhard Fugel

 

Die Emmauserzählung beschreibt eine Christuserfahrung, die man eigentlich nicht beschreiben kann. Sie erzählt von den vielen Fragen, die entstehen, wenn berichtet wird: „Der Gekreuzigte lebt wieder!“ Sie entstehen, wenn erzählt wird: „Er war an unserem Tisch und wir haben ihn erkannt, als er das Brot brach!“ Sie wollten sagen: Das, was wir uns im Herzen gewünscht haben, ist eingetreten, aber wir konnten es nicht begreifen oder sogar festhalten, damit wir es auch anderen zeigen können. Ostern ist voller Sehnsucht und mit wunderbaren Antworten, bei denen unser Herz antwortet: „Ja!“ und unser Verstand sagt: „Das ist nicht möglich!“ Wem glauben wir?

 

Der Maler Gebhard Fugel (1863-1953), der durch zahlreiche Passionsbilder bekannt geworden ist, hat auch dieses Osterbild gemalt. Es zeigt wohl die Einladung der Emmausjünger an den Auferstandenen, den sie als Begleiter auf ihrem Heimweg erfahren und der ihnen in ihrer Traurigkeit helfen will. Sie berichten dem Wanderer, wie groß ihre Hoffnung war, dass Jesus von Nazareth der Messias ist, der die politische und religiöse Führung des Volkes Israel wieder übernimmt. „Wir aber hatten gehofft..!“ sagen sie und bringen damit ihre Enttäuschung zum Ausdruck, das alles anders gekommen ist, als sie es erhofft hatten. Weil aber die religiösen Führer seine Hinrichtung verursacht hatten, scheinen die Emmausjünger auch der Meinung zu sein, dass alles seine Richtigkeit hatte und Jesus von Nazareth doch nicht der Messias war.

 

Die Einladung in das Haus war für die Emmausjünger ein Angebot, das sie auch jedem anderen Wanderer gemacht hätten. Hier jedoch beginnt damit für sie der Verkündigungsdienst des Auferstandenen. Aus der traditionellen Geste wird ein Aufbruch in ein neues Denken.

 

„Bleibe bei uns!“ – ein schönes Wort, das Sorge um den Gast und auch Freude an der Gemeinschaft mit ihm zum Ausdruck bringt. Dass Jesus, dem Auferstandenen, in der Nacht etwas zustößt, darum müssen wir uns nicht sorgen, denn sein neues Leben ist frei von Tod und Gefahr. Dieses Wort kann aber unsere Freude ausdrücken, die wir haben, wenn wir Jesus Christus in unserer Nähe wissen: beim Brechen des eucharistischen Brotes und auch bei den Tischgemeinschaften, die wir in unseren Wohnungen haben. Im Gottesdienst ist es üblich, die biblischen Texte zu hören, die vom neuen Leben Jesu und der Überraschung seiner Jünger berichten. Bei uns zu Hause sollten diese biblischen Gedanken auch eine Rolle spielen, wenn wir zu Gott beten und ihn um seinen Segen für unser Zuhause und die Speisen auf dem Tisch bitten. Ostern ist immer ein guter Anlass, die Gemeinschaft mit dem Auferstandenen neu zu suchen und ihn in unser Leben neu einzuladen. Ich bin sicher, dass dann das Osterlicht in unserem Leben neu aufleuchtet.

 

Ich wünsche Ihnen an diesem Osterfest 2024 die Freude am Sieg Jesu Christi über allen Zweifel, ob es gut ist, ihn in das Leben einzuladen.

 

In österlicher Freude grüßt Sie

 

 

Weihbischof Dr. Reinhard Hauke

 

 

 

 

Emmaus – Gemälde von Gebhard Fugel

 

Photo: Pfarrbriefservice