Höre, Soldat,
wer bist du?
Stockt dein Fuß nicht,
bevor er Grenzen
überschreitet?
Und deine Hand?
Ist es wirklich deine,
die auf Menschen zielt,
mit dem Panzer jagt,
mit Bomben Städte zerstört?
Zittert sie nicht, deine Hand?
Höre, Soldat,
wer bist du denn wirklich?
Vielleicht ist dein Kopf
nur eine Attrappe,
in derem Innern
ein anderer denkt und lenkt?
Ist es dein Auge,
das Menschen nicht wahrnimmt,
dein Herz eine Pumpe,
die ungerührt
im gewohnten Takt schlägt?
Höre, Soldat,
hat auch dich
eine menschliche Mutter geboren,
an die du denken mußt?
Jetzt! In diesem Augenblick!
Vielleicht, Soldat,
bist du in Wirklichkeit
ein Roboter in Uniform,
der als Mensch verkleidet,
funktioniert,
uns alle nicht hören kann.
Monika Taubitz
Wir veröffentlichen das Gedicht mit freundlicher Erlaubnis der Verfasserin Monika Taubitz.
Monika Taubitz wurde 1937 in Breslau geboren, lebte einige Jahre bis zum Tod ihres Vaters in Markt Bokrau und kehrte dann mit ihrer Mutter nach Breslau zurück. Als Breslau von Kriegseinwirkungen immer stärker betroffen wurde, zogen beide nach Eisersdorf in der Grafschaft Glatz, wo sie das Kriegsende und die Vertreibung erlebten. Sie ist Ehrenvorsitzende des "Wangener Kreises", gegründet als Zusammenschluss schlesischer Künstler und Gelehrter.
Monika Taubitz schreibt also vor dem Hintergrund ihrer eigenen Erfahrungen mit Krieg, Vertreibung und Armut. Vielen dürfte sie auch als Referentin auf Veranstaltungen des Heimatwerkes bekannt sein.