Liebe Mitglieder und Freunde des Heimatwerkes Schlesischer Katholiken, liebe Leserinnen und Leser!
Das Jahr 2022 neigt sich. Es war nicht langweilig und wir gehen in ein neues Jahr mit mehr oder weniger Fragen, Befürchtungen und Wünschen. Die gesamte Welt befindet sich in Unruhe. Mächte und Kräfte erzeugen Unordnung und Chaos. Was wird noch werden?
Vor mehr als 2000 Jahren wurde der Sohn Gottes in unsere Welt geboren – eine Welt, in der viele Menschen ebenfalls mit Fragen, Befürchtungen und Wünschen ihren Alltag lebten. Die biblischen Texte und Lieder des Advents beschreiben das (Er)warten und Hoffen der Menschen auf einen Retter; Licht und neuer Mut wurde ihnen durch den Advent und die Geburt des Christuskindes geschenkt.
Ich möchte Ihnen diesen keineswegs billigen Trost erneut ans Herz legen, aus der Erinnerung an meine geliebte Großmutter. Der Zweite Weltkrieg und die Vertreibung aus ihrer Heimat Schlesien, Breslau, diese grauenhaften Erfahrungen haben meine Groß-mutter im Glauben reifen lassen. Wie oft hat sie mir als Kind ganz unaufgeregt, doch tief bewegt von diesen Ereignissen berichtet, ohne jegliche Anklage, ohne Bitterkeit. Es war eben ein Teil ihres Lebens, wenn auch kein schöner, den sie „getragen“ hat. Von meinen Eltern und meiner Oma habe ich über Schlesien, Krieg, Vertreibung und ihren Neuanfang in Schaumburg-Lippe erfahren. Trotz dieser entbehrungsreichen Lebensjahre bewundere ich am meisten ihre Zufriedenheit und Zuversicht, die sie sich bewahrt haben; ihr unerschütterlicher Glaube an Christus als den Retter und Heiland, hat ihnen wohl diese Einstellung und Haltung gegenüber den unabwendbaren Ereignissen des Lebens geschenkt.
Erstaunlicherweise begegnen mir hier in den USA sehr junge amerikanische Soldaten, weit weg von ihren Eltern, die offensichtlich sehr überzeugt sind von ihrem Christ-sein; Teenager, die am Sonntag freiwillig, fröhlich und selbstverständlich, in die Hl. Messe kommen. Das ist für mich eine völlig gegenteilige, mutmachende Erfahrung zu meinen vorherigen Dienstsitzen in Deutschland und Belgien und hoffentlich kein Strohfeuer.
Ich vermute, wir werden weiterhin irgendwelche Plagen und magere Jahre aushalten müssen. Wie werden wir damit umgehen? Wer oder was trägt uns und mildert Furcht und Sorge?
Gelassenheit und Zuversicht aus dem Glauben wünsche ich Ihnen für den Advent, das Weihnachtsfest und den Jahreswechsel. Versuchen Sie dankbar und zufrieden auf all das zu schauen, was Ihnen immer wieder Gutes geschenkt wird.
Wir feiern Advent und Weihnachten nicht als Erinnerung was einmal war, sondern was heute geschieht und morgen und übermorgen – Gott kommt als Mensch zu uns Menschen, um zu retten und zu heilen.
Der Evangelist Lukas ruft uns in der Hl. Nacht zu: „Heute ist euch …der Retter geboren: er ist der Christus, der Herr“ (Lk2,11).
Aus dieser Zusage erbitte ich uns allen ruhigere Zeiten und vor allem Frieden für die Familie, das Heimatland und die weite Welt. Ich wünsche Ihnen frohe lichterfüllte Stunden in den Wochen des Advents und der Weihnachtszeit und für das neue Jahr 2023 Gottes Segen!
Ich hoffe auf ein Wiedersehen im Februar 2023 in Mainz.
Ganz herzliche Grüße aus dem noch heißen Texas,
Ihr Präses Gundolf Brosig
Militärpfarrer und Präses des Heimatwerkes Schlesischer Katholiken e.V.